Grüner Wasserstoff von Nord bis Süd

Grüner Wasserstoff von Nord bis Süd

DAS GP JOULE-MAGAZIN NR. 14 / JUNI 2023

Mit dem Projekt eFarm in Nordfriesland hat GP JOULE eine Blaupause für eine regionale grüne Wasserstoffwirtschaft geschaffen. Nach und nach entstehen nun weitere Wasserstoffökosysteme in anderen Landesteilen.

Damit die Energiewende gelingt, muss die Erzeugung von Wind- und Solarstrom rasant wachsen – so viel ist klar. Doch viel zu häufig scheitern neue Wind- und Solarparks an fehlenden Leitungskapazitäten, vor allem zwischen Nord- und Süddeutschland. Auf den Netzausbau zu warten, wäre aus Klimaschutzsicht fatal. Grüner Wasserstoff kann das Problem schon heute lösen und zum Turbo der Energiewende werden. Indem der Strom, der wegen Engpässen nicht ins Netz gespeist werden kann, stattdessen in Elektrolyseure fließt, wird der Wind- und Solarenergiezubau vom schleppenden Netzausbau entkoppelt.

Wie das konkret aussieht, hat GP JOULE mit dem vielfach ausgezeichneten ProjekteFarm in Nordfriesland gezeigt. In Bosbüll, Reußenköge und Dörpum produzieren Elektrolyseure Wasserstoff mit lokalem Windstrom. Sieben Trailer sind im Einsatz, um den Wasserstoff zu den Tankstellen in Husum und Niebüll zu bringen. Zwei Busse und 30 private und gewerbliche Pkws tanken dort monatlich etwa zwei Tonnen grünen Wasserstoff aus der Region. Der Aufbau dieses Wasserstoff- Ökosystems hat rund 16 Millionen Euro gekostet. Etwa die Hälfte davon stammte aus Fördermitteln von Bund und Land. An der Projektgesellschaft sind 20 regionale Unternehmen und Organisationen beteiligt. Auch die Finanzierung gelang mit vereintem Krafteinsatz der GLS Bank, der Nord-Ostsee-Sparkasse und der VR Bank Westküste. Schon im ersten Ausbauzustand war eFarm das größte regionale Wasserstoffprojekt, das die gesamte Wertschöpfungskette abbildet – von der Stromproduktion bis zur Nutzung im Fahrzeug.

Nun soll die Wasserstoffinfrastruktur in Nordfriesland weiter wachsen. In Langenhorn soll eine zusätzliche Wasserstoffproduktionsanlage entstehen. Für eine dritte Wasserstofftankstelle, ebenfalls in Langenhorn, sind bereits Fördermittel zugesagt. Auch die Zahl der Fahrzeuge wird steigen: Jeweils zehn Brennstoffzellen- Busse und -Lkws werden zusätzlich angeschafft. Für diese gibt es ebenfalls bereits positive Förderbescheide. Der monatliche Wasserstoff-Absatz an den nordfriesischen Tankstellen soll in den kommenden Jahren auf 12,5 Tonnen monatlich steigen.

Gleichzeitig hat GP JOULE das Projekt eFarm in Nordfriesland von Anfang an als Blaupause für weitere regionale Wasserstoffprojekte entworfen. Nach und nach zahlt sich diese Herangehensweise nun aus.

Baustart für HY.City.Bremerhaven

Der erste Nachkömmling der eFarm liegt ebenfalls an der Nordseeküste, und zwar in Bremerhaven. Im April 2023 begann der Bau der Wasserstoffproduktionsanlage in einem Industriegebiet im Norden der Stadt. Der Elektrolyseur hat eine Leistung von 2 Megawatt. Betreiber ist die eigens gegründete Gesellschaft HY.City.Bremerhaven, zu deren Gesellschaftern auch GP JOULE gehört. „Wir bauen eine grüne Wasserstoff-Infrastruktur auf und schaffen die Voraussetzungen, um 100 Prozent grünen und regional produzierten Wasserstoff zu tanken – für eine lebenswerte Zukunft und eine gesunde Umwelt“, sagt André Steinau, Geschäftsführer von GP JOULE HYDROGEN und HY.City.Bremerhaven beim Spatenstich. Der Strom für die Elektrolyse stammt von Windenergieanlagen im Industriegebiet Speckenbüttel. Im Herbst soll die Wasserstoffproduktion starten. Wie beim Projekt eFarm kommt der Wasserstoff per Trailer vom Elektrolyseur zur Tankstelle.

Diese soll im Osten Bremerhavens entstehen. Der Standort liegt direkt neben dem Betriebsgelände des Ankerkunden BremerhavenBus und gleichzeitig zwischen der Autobahn A27 und der Bundesstraße B6. So können an der Tankstelle auch andere Pkws, Lkws und Busse grünen Wasserstoff mit 350 oder 700 bar tanken. Fest eingeplant sind bisher sieben Wasserstoffbusse, zwei davon sind bereits seit Ende 2022 in Betrieb. Der Wasserstoff reicht rechnerisch für 34 Busse täglich. Das Investitionsvolumen für das Gesamtprojekt liegt bei rund 11 Millionen Euro, davon 5,5 Millionen Fördermittel, die vor allem aus der „HyPerformer“-Förderung in der zweiten Runde des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff (NIP) stammen.

Wasserstoff für die Lausitz

In der Gemeinde Schipkau entsteht derzeit der „Energiepark Lausitz“. 170 MW sind bereits am Netz, weitere 130 MW sind in Planung. Ein Teil des Stroms wird der Produktion von klimaneutralem Wasserstoff dienen. GP JOULE plant dafür eine Erzeugungsanlage von mindestens 4 Megawatt und eine Tankstelle für Pkws, Lkws und Busse am Autohof Klettwitz, nahe der A13. Die Genehmigungen sind beantragt, der Baustart ist für Anfang 2024 geplant. In der Region ist bereits ein Netzwerk von interessierten Unternehmen entstanden, die das grüne Gas für ihre Lkws, Busse, Müll- oder Baustellenfahrzeuge nutzen wollen. Das Projekt ist so konzipiert, dass mit steigender Nachfrage auch die Produktion erhöht werden kann. Es wird gefördert vom NIP2.

Solar-Wasserstoff von HY.Cochem-Zell

Ein weiteres Vorhaben entsteht im Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz. Dort soll der Strom für den Elektrolyseur allerdings von der Sonne geliefert werden und über eine Direktanbindung aus dem geplanten Energiepark Zeller Land kommen. Für den Elektrolyseur hat GP JOULE bereits eine Fläche angepachtet, der Förderantrag beim Projektträger Jülich ist ebenfalls gestellt. An zwei Tankstellen soll der grüne Wasserstoff angeboten werden.

Für die erste Tankstelle hat der Stadtrat bereits den Bebauungsplan beschlossen. Der zweite Standort befindet sich noch in der Detailprüfung. Förderanträge für beide Tankstellen sollen im Mai im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff gestellt werden. Die Tankstellen sollen zunächst Wasserstoff für 18 Brennstoffzellenbusse liefern, die GP JOULE bereitstellen wird. Eine Besonderheit ist dabei, dass der Landkreis Cochem-Zell gerade seinen öffentlichen Nahverkehr neu ausschreibt. An welchen Betreiber GP JOULE also die Wasserstoffbusse verleasen wird, wird erst nach der Entscheidung feststehen. Klar ist allerdings, dass die Busse gewartet und gelegentlich repariert werden müssen. Dafür plant die Betreibergesellschaft die Ertüchtigung von drei Werkstätten im Landkreis. Die entsprechenden Zuschüsse für Busse und Werkstätten wurden bereits Ende des Jahres 2022 bewilligt. Ebenso wie eFarm bildet somit auch HY.Cochem-Zell alle Wertschöpfungsstufen ab, vom Solarpark über den Elektrolyseur bis zum Brennstoffzellenbus.

Waiblingen und Weilheim an der Teck: Grüner Wasserstoff für den Süden

Mit den Projekten HY.Waiblingen und HY.Teck dehnt GP JOULE seine regionalen Wasserstoffprojekte bis nach Baden- Württemberg aus. Am Stadtrand von Waiblingen bei Stuttgart, dem ersten Projekt im Ländle, soll eine Wasserstoffproduktionsanlage mit einer Leistung von 2 Megawatt entstehen. Die Wasserstofftankstelle ist am selben Standort geplant. An der Projektgesellschaft HY.Waiblingen sind die Stadtwerke Waiblingen und GP JOULE beteiligt. Gefördert wird das Projekt aus dem HyPerformer-Programm. Als Abnehmer sind initial elf Busse und fünf Pkws vorgesehen. Die Flächenakquise für die Stromerzeugungsanlagen läuft.

Etwa 50 Kilometer weiter südwestlich, in einem Gewerbegebiet in Weilheim an der Teck, entsteht ein deutlich größeres Wasserstoff- Ökosystem. Die lokale Projektgesellschaft HY.Teck plant mit mindestens 8 Megawatt Elektrolyse-Leistung. Der Strom wird von PV-Flächen kommen, die entlang der Bahntrasse zwischen Stuttgart und Ulm liegen. Kreis und Land haben bereits Fördermittel für die Wasserstoffproduktion zugesagt, weitere Zuschüsse aus dem NIP sind beantragt. Bis zur Jahreswende 2023/24 soll das Projekt bis zur Genehmigungsreife geplant sein.

Im selben Gewerbegebiet soll auch die zugehörige Wasserstoff-Tankstelle entstehen, an der unter anderem das Bauunternehmen Fischer Weilheim seine Nutzfahrzeuge betanken will. Es ist neben GP JOULE der zweite Eigentümer der Projektgesellschaft. Auch für die Tankstelle ist die Förderung bereits beantragt. Bis Anfang 2024 soll das Projekt genehmigungsreif sein.

Der Plan von GP JOULE, die eFarm als Blaupause zu nutzen und überall in Deutschland regionale Wasserstoffprojekte aufzubauen, gedeiht also. So kommt auch im Transportsektor die Dekarbonisierung endlich voran.