Kommunen packen’s an

Kommunen packen’s an

DAS GP JOULE-MAGAZIN NR. 15 / JANUAR 2024

Es gibt viele gute Gründe, die Ärmel hochzukrempeln und die Energiewende anzugehen. Daseinsvorsorge, Resilienz, Wirtschaftsförderung: Wie erneuerbare Energien Kommunen dabei helfen, die Aufgaben der heutigen Zeit zu bewältigen.

Indersdorf in Oberbayern, Bosbüll in Nordfriesland, der Kreis Paderborn, die Hansestadt Hamburg und die Nordseeinsel Helgoland haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Doch sie alle – und noch viele weitere Orte – tragen den Titel „Energiekommune des Monats“. Unter diesem Schlagwort sammelt die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) Beispiele für Kommunen und Landkreise, denen es besonders gut gelungen ist, die Energiewende vor Ort zu nutzen. Dabei profitieren sie auf ganz unterschiedliche Weise. „Viele Kommunen sehen die Energiewende noch immer als eine Zusatzaufgabe. Dabei kann sie eine Lösung für viele Herausforderungen sein, die sie zurzeit zu bewältigen haben“, sagt GP JOULE Geschäftsführer Ove Petersen.
 

Wind und Sonne bringen Geld in die Gemeindekassen

Ein offensichtlicher Vorteil der Wind- und Solarenergie ist, dass sie unmittelbar Geld in die Gemeindekassen bringen. Die Einnahmen aus dem Anlagenbetrieb sind eine verlässliche Größe, mit der die Kommune für Jahrzehnte planen kann. Sofern die Gemeinden selbst die Flächen besitzen, auf denen die Anlagen gebaut werden, erzielen sie natürlich Pachteinnahmen. Doch auch wenn das Land – wie so oft – in privater Hand ist, gehen die Kommunen noch lange nicht leer aus.

Der erste Posten ist die Gewerbesteuer, deren größter Anteil seit 2021 an die Gemeinden geht, in denen die Wind- und Solarparks verortet sind. Viele Betreiberfirmen gründen zudem ortsansässige Tochtergesellschaften für die einzelnen Projekte. Dann fließt die Gewerbesteuer komplett in die lokale Gemeindekasse. Wie viel dabei konkret zusammenkommt, hängt davon ab, wie hoch der Gewinn und der örtliche Hebesatz für die Gewerbesteuer sind.

Die zweite Einnahmequelle lässt sich sehr einfach und weitgehend allgemeingültig beziffern: 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Das ist der Betrag, mit dem die Betreiber laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Kommunen an der Ökostrom-Ernte beteiligen sollen. Die neue Regelung im EEG holt die Zahlung an die Standortkommunen somit aus der rechtlichen Grauzone. Mehr noch: Das Wort „sollen“ ist als nachdrückliche Empfehlung des Gesetzgebers zu verstehen. Die Betreiber können sich den Betrag in der Regel über die Bundesnetzagentur erstatten lassen. „Für Kommunen ist das also eine Zahlung, die sie guten Gewissens einfordern können“, sagt Petersen.

Bei einem 10-Megawatt-Solarpark mit einem eingespeisten Ertrag von 900 Millionen Kilowattstunden sind das immerhin 18.000 Euro im Jahr. In der Verwendung des Geldes sind die Kommunen frei. Mit einer solchen Summe lässt sich zum Beispiel ein guter Teil der Betriebskosten eines kleinen Freibads decken, ein Computerkurs für Seniorinnen und Senioren finanzieren oder ein Rufbus bezuschussen.

Ingo Böhm

Bürgermeister der Gemeinde Bosbüll, Geschäftsführer der Bosbüll Energie GmbH und Amtsvorsteher des Amtes Südtondern (Kreis Nordfriesland)

Mitte der 90er Jahre hatten sich einige Pioniere in unserem Dorf überlegt, hier zur wirtschaftlichen Betätigung – aber auch aus Umweltgesichtspunkten – erneuerbare Energien zu etablieren. Im Betrieb der ersten Anlagen hat sich gezeigt, dass das sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sehr sinnvoll ist, deshalb wurden weitere Anlagen zugebaut. Wir haben nun in Bosbüll zwei Bürgersolarparks, zwei Bürgerwindparks, eine Wasserstoffproduktion und inzwischen auch ein Nahwärmenetz zur Versorgung der Bosbüller Haushalte. Mit den Einnahmen konnten wir Einrichtungen wie unser Gemeindehaus und unseren tollen Spielplatz bauen. Wir haben unsere Wege und Straßen saniert und noch immer ein bisschen Geld auf dem Konto. So konnten wir in diesem Jahr den Grundsteuerhebesatz von 340 auf 100 Prozentpunkte senken, so spart jeder Haushalt rund 300 Euro pro Jahr. Zusätzlich bekommt jede Familie mit mindestens einem minderjährigen Kind von der Gemeinde ein sogenanntes Weihnachtskindergeld von 200 Euro. Und natürlich bezuschussen wir auch die Kindergarten- und Krippenplätze. Von daher hat die Gemeinde einen Riesengewinn – und die Umwelt auch. Und das ist die ideale Kombination.

Günstige Ökoenergie macht den Standort attraktiv

Für Kommunen, die selbst aktiv werden und Chancen zu nutzen verstehen, können die Vorteile noch deutlich über die direkten Einnahmen hinausgehen. „Dauerhaft günstige Energie ist ein wichtiger Faktor für Gewerbe und Industrie. Dass Erneuerbare dazu einen direkten Beitrag leisten können, wird oft unterschätzt“, erklärt Petersen. Dabei ist es im Grunde einfach: Wo es reichlich Wind- und Solarstrom gibt, können Privatleute und Unternehmen auf eine sichere Versorgung und stabile Preise bauen. Besonders wichtig ist das für große Industriebetriebe, die hohe Summen in einen Standort investieren wollen, wie zum Beispiel der schwedische Batteriehersteller Northvolt in Heide. Rund 3.000 Arbeitsplätze soll die „Gigafab“ schaffen. Zwischenzeitlich stand das Projekt wegen der hohen Energiepreise auf der Kippe. Dabei legt Northvolt explizit Wert darauf, Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen. Genau in solchen Situationen können und müssen Kommunen handeln, so Petersen. Ein hoher lokaler Ökostrom-Anteil ist nämlich nicht per se ein Garant für günstige Energie. Speisen die Betreiber den gesamten Strom ins Netz, haben Menschen und Unternehmen vor Ort wenig davon. Im Gegenteil: Da die Kosten für den Netzausbau lokal umgelegt werden, kann es sogar passieren, dass der Strom für sie teurer wird. „Die Kommunen können allerdings sehr wohl mit den Betreibern der Erzeugungsanlagen über gewisse Vorteile für die Region verhandeln. Da liegt natürlich ein dauerhaft günstiger Energietarif für Strom und Wärme nahe,“ sagt Petersen. Auch ein Angebot von regional erzeugtem Wasserstoff für den öffentlichen Nahverkehr wäre eine Option. An wieder anderen Orten bietet sich eine physische Direktversorgung bestimmter Industriebetriebe mit günstigem Windoder Solarstrom an.

Das Pfund, mit dem die Gemeinden in den Verhandlungen wuchern können, ist ihre Planungshoheit, die überall dort gilt, wo Erneuerbare-Energien-Anlagen nicht ohnehin privilegiert sind. In der Regel ist das außerhalb der ausgewiesenen Windenergie-Ausbaugebiete der Fall. Vorhabensbezogene Bebauungspläne und städtebauliche Verträge sind bewährte Formate, um das Vereinbarte festzuhalten.

Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Renergiewerke Fuhne“. In den Gemeinden Südliches Anhalt, Zörbig und Petersberg plant GP JOULE Photovoltaik- und Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 900 Megawatt. Mit der Stadt Südliches Anhalt hat GP JOULE in einem detaillierten Vertrag die Entwicklung eines integrierten Energiekonzepts für die kommenden Jahre festgeschrieben. Dazu gehören nicht nur eine Vielzahl von Wärmenetzen in der Region mit einem für zehn Jahre festen Tarif von 11 Cent pro Kilowattstunde, sondern perspektivisch auch der Ausbau einer maßgeschneiderten Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität.

Iris Harms

Bürgermeisterin der Gemeinde Kühlenthal

Für uns war es damals wichtig, dass das Windrad ein Bürgerwindprojekt ist. Jetzt haben tatsächlich die Gesellschafter finanzielle Vorteile und auch wir als Gemeinde. Dabei schaden wir niemandem. Wir nehmen niemandem etwas weg, sondern nutzen einfach den Rohstoff Wind. Die Leistungsprognosen für das Windrad wurden sogar übertroffen – wir könnten nicht glücklicher sein. Darauf wollen wir uns aber nicht ausruhen. Deshalb planen wir gerade einen kleinen, interkommunalen Windpark und eine Freiflächen-PV- Anlage mitvoraussichtlich 14 Megawatt. Und im Ort bauen wir ein Nahwärmenetz auf. Erneuerbare Energien sind doch unsere Zukunft. Wir haben hier die Möglichkeit, vor Ort unseren Strom zu produzieren. Warum sollen wir das nicht nutzen? Wir sind die kleinste Gemeinde im Landkreis Augsburg, und ich bin sehr stolz, dass wir uns auf den Weg gemacht haben.

In regionalen Kreisläufen denken

Das Beispiel der Renergiewerke Fuhne zeigt, dass erneuerbare Energien deutlich mehr als nur Strom liefern können. Doch um alle Vorteile zu nutzen, braucht es ein Gesamtkonzept. Eine vollständige kommunale Wärmeplanung fordert die Bundesregierung offiziell erst für Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern. Doch auch für kleinere Orte ist sie in aller Regel hilfreich, erklärt Petersen. „Viele Kommunen wissen gar nicht, dass sie lokal nutzbare Wärmequellen haben“, sagt er. Um zu wissen, was vor Ort möglich ist, braucht es eine Bestandsaufnahme der Wärmequellen und -verbraucher. Hat das Sägewerk noch Wärme übrig, nachdem es seine Holzreste verbrannt hat? Wird der Wärmebedarf der örtlichen Schule steigen oder sinken? Einen Überblick und damit die Möglichkeit für fundierte Entscheidungen erhält nur, wer diese Fragen gemeinsam angeht. Welche Daten und Beteiligungsschritte in kleinen Kommunen nötig sind, wird sich voraussichtlich je nach Bundesland unterscheiden. Doch völlig unabhängig von Paragrafen ist es auf jeden Fall sinnvoll, diejenigen Daten zu erheben, die für die praktische Planung wichtig sind. „Wenn man mal zwei Monate in eine Bestandsaufnahme von Wärmequellen und -senken rund um ein Neubaugebiet investiert, ist das keine vollständige Wärmeplanung, aber man ist schon ein ganzes Stück weiter“, sagt Petersen.

Umfasst das Energiekonzept auch eine Wasserstoff-Produktion, reicht die Planung sogar noch weiter. Denn ein Elektrolyseur liefert einerseits natürlich sauberen Wasserstoff, der zum Beispiel Busse antreiben kann, wie in Bremerhaven, und er produziert Wärme, mit der sich Häuser heizen lassen. Aber quasi als Nebenprodukt fällt auch reiner Sauerstoff an. Nutzen lässt dieser sich zum Beispiel in Aquakulturen oder um in der örtlichen Kläranlage für eine effizientere Abwasserbehandlung zu sorgen. Sowohl die Fische in der Aquakultur als auch die Bakterien in der Kläranlage benötigen schließlich Sauerstoff für ihren Stoffwechsel. Ist dieser nicht in Reinform vorhanden, muss man große Mengen Luft durch die Becken sprudeln lassen. Das ist energieaufwändig und daher teuer. Der Sauerstoff, das „Nebenprodukt“ aus der Elektrolyse, hilft also, Energie und Kosten zu sparen.

Wichtig ist, alle diese Vorteile auch deutlich zu kommunizieren. „Je klarer und besser sichtbar die lokalen Zusammenhänge sind, desto stärker ist die Identifikation mit dem Projekt und oft auch mit der Region an sich“, sagt Petersen.

Hans Kaltner

Bürgermeister der Gemeinde Buttenwiesen

Unsere Gemeinde stellt sich Stück für Stück auf vor Ort verfügbare Energiequellen um. 2012 haben wir die Renergiewerke Buttenwiesen mit einer Mehrheitsbeteiligung der Gemeinde gegründet, seitdem bauen wir das Fernwärmenetz systematisch aus. Unser Gemeinderat hat außerdem ein Fünfjahresprogramm mit einem Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro beschlossen. Das enthält zwei Großwärmepumpen und Photovoltaik auf über 15 Hektar Fläche. Außerdem möchten wir ein Bürgerwindrad errichten und prüfen, ob sich eine Wasserstoffproduktion für uns lohnt. Für diese vielfältigen Aufgaben werden wir einen Energiemanager bei der Gemeinde einstellen. Er oder sie soll auch helfen, den Anteil von erneuerbaren Energien in den Privathaushalten zu steigern. Auf den Dächern unserer kommunalen Gebäude wurden allein im vergangenen Jahr Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 130 Kilowatt errichtet. So machen wir uns unabhängig von großen Energieunternehmen und die Wertschöpfung bleibt im Ort. Diese beträgt derzeit bereits um die 10 Millionen Euro pro Jahr. Damit können wir arbeiten.

Gewinnoptionen für alle schaffen

Auch die finanzielle Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern am Projekt ist ein Weg, um mehr Identifikation zu schaffen. Wer in Niedersachsen einen Windpark plant, ist dazu sogar verpflichtet. Dafür gibt es sehr verschiedene Modelle. Eine unkomplizierte Variante ist das sogenannte Nachrangdarlehen mit fester Laufzeit und Verzinsung. GP JOULE bietet dieses Modell über seine Plattform Invest Crowd an. Zurzeit kann man sich zum Beispiel an einem Wärmenetz der Kleinstädte Hohenstadt und Bad Boll in Baden-Württemberg beteiligen. Es befindet sich gerade in der Fertigstellung und soll noch in der bevorstehenden Heizperiode 2023/24 Wärme für 65 Haushalte liefern. Ähnlich unkompliziert sind sogenannte Bürgersparbriefe, die über lokale Banken abgewickelt werden.

Einfluss auf die Entscheidungen der Projektgesellschaft hat man mit einem Darlehen oder Sparbrief allerdings nicht. In manchen Projekten beteiligen sich Bürgerinnen und Bürger daher an den Unternehmen selbst. Das geht zum Beispiel über eine Energiegenossenschaft. Die Energiegenossenschaft kann dann entweder allein oder gemeinsam mit einem erfahrenen Partner Projekte umsetzen. „Das Charmante an einer Genossenschaft ist, dass jedes Mitglied genau eine Stimme hat – unabhängig von der Höhe der Einlage“, sagt Petersen. Auch rechtlich haben Energiegenossenschaften Vorteile – sie können zum Beispiel Solarparks mit bis zu 6 Megawatt Leistung errichten, ohne dafür wie andere Gesellschaften an einer EEG-Ausschreibung teilnehmen zu müssen. Allerdings sind die Gründung und Geschäftsführung einer Genossenschaft im Vergleich zum Abschluss eines Darlehensvertrages ungleich aufwändiger. „Deshalb ist es wichtig, sich nicht auf die Genossenschaft als das einzig wahre Modell festzulegen – sonst kann das gesamte Projekt an dieser Stelle scheitern“, gibt Petersen zu bedenken. Das Beteiligungsgesetz in Niedersachsen lässt daher auch die Wahl zwischen den beiden Optionen.

Jörg Baumgärtner

Kämmerer der Gemeinde Mertingen und Geschäftsführer der ProTherm Mertingen GmbH

Unsere Gemeinde hat sich schon vor vielen Jahren auf den Weg gemacht, weil wir unseren Bürgerinnen und Bürgern – aber auch unseren Betrieben – eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung ermöglichen wollten. Wir haben deshalb mit GP JOULE eine Energiegenossenschaft gegründet, die ProTherm Mertingen, an der wir mit 55 Prozent beteiligt sind. Seit 2016 bauen wir das Nahwärmenetz aus. Dafür nutzten zuerst ein bisheriges Abfallprodukt: die Abwärme aus zwei örtlichen Biogasanlagen. Diese wird nun aufgefangen und an Gewerbebetriebe, Gemeindeobjekte und Privathäuser geliefert. Weil die Nachfrage so groß war, haben wir inzwischen auch eine 750-kW-PV-Anlage errichtet und betreiben damit eine industrielle Wärmepumpe mit 900 Kilowatt thermischer Leistung. Wir bekommen viel positive Rückmeldung und auch immer mehr Betriebe fragen nach grüner Wärme und grünem Strom. Deshalb ist unser nächstes Ziel die Rekommunalisierung des Stromnetzes. Und wir wollen unsere gemeindeeigene Stromerzeugung auf bis zu 25 Megawatt erhöhen.

Bei Beteiligung geht es um mehr als Geld

Die Energiewende verändert das Landschaftsbild und womöglich auch den Alltag vor Ort. Vor allem Großprojekte stoßen oft auf Misstrauen, das sich oft nicht einfach mit einem Sparbrief ausräumen lässt. „Wo es viele Bedenkenträger gibt, ist der Start schwer. Das gilt umso mehr in kleinen Kommunen, in denen die Politik vor allem von ehrenamtlich Tätigen gestaltet wird“, sagt Petersen. Vor allem dort sei es wichtig, schon früh mit Informationsveranstaltungen präsent zu sein und Fragen zu beantworten. Das hat GP JOULE in der Stadt Südliches Anhalt ebenso getan wie beim Projekt Energiepark Lausitz. Zu Letzterem gehören unter anderem mehrere Photovoltaik- Großanlagen auf einer einstigen Tagebauhalde. Auf dem Gelände leben heute viele Rehe und Wildschweine. Die Menschen im Ort sorgten sich, dass diese sich wegen des Zauns um den Solarpark nicht mehr frei bewegen könnten und dann stattdessen in Gärten und Äckern nach Futter suchen würden. Um das zu vermeiden, gibt es nun Durchlässe und Schneisen, sodass Wildtiere die Photovoltaik-Anlage bequem durchqueren können. Auch die Anlieferung der Komponenten war ein Thema – die Menschen befürchteten, dass während der Bauzeit hunderte Lkws durchs Dorf rollen würden. Daher wurde von vornherein eine andere Route für die Anlieferung der Komponenten vereinbart. Zuhören und Kompromisse finden lautete hier die Devise. „Es ist dabei auch wichtig, mit offenen Karten zu spielen und ehrlich durchzurechnen, was machbar ist. Wer Versprechen gibt, muss diese schließlich auch einhalten können“, sagt Petersen. Dann stärkt die Energiewende nicht nur die lokale Wertschöpfung und die Versorgungssicherheit, sondern letztlich auch das Vertrauen in demokratische Prozesse.

Klaus Prietzel

Bürgermeister der Gemeinde Schipkau

Schipkau arbeitet seit Ende 1999 aktiv an der Umgestaltung von fossilen zu erneuerbaren Energien. Bei uns wurden daher auf ehemaligen Hochkippen des Braunkohletagebaus Wind- und Solarparks errichtet. Die Flächen sind prädestiniert, da es sich hier um kaum nutzbare Bergbaufolgelandschaft mit kargen Böden handelt. Unsere Projekte laufen wie erwartet hervorragend – mit langjährigen verlässlichen Partnern! Ein Bürgerbonusmodell sorgt für Akzeptanz, da jede Einwohnerin, jeder Einwohner mitverdient. Positive „Nebenwirkungen“ sind auch stabile Steuern und gestiegene Steuereinnahmen. Diese ermöglichen uns in allen Ortsteilen hohe Investitionen in die Infrastruktur wie Straßen, Kitas, Schulen, Spielplätze. aber auch in die Vereine.