Ganz schön hygge
DAS GP JOULE-MAGAZIN NR. 15 / JANUAR 2024
Mittendrin statt nur dabei. Eigentlich wollte Thasima Falkenberg nur als Trainerin das Kinderturnen für ihre Kleinen retten − nun ist sie Vorsitzende des gesamten Sportvereins der dänischen Minderheit.
Hygge. Der Begriff steht für gemütliche, herzliche Atmosphäre und das gute Leben und wurde in letzter Zeit ziemlich überstrapaziert. Dennoch beschreibt er das Lebensgefühl der Dänen ziemlich präzise – und damit auch das der dänischen Minderheit. Etwa 50.000 Menschen zählen sich zwischen dänischer Grenze und Nordostseekanal zu dieser Gruppe.
Eine von ihnen ist Thasima Falkenberg, wobei das nicht ganz stimmt: Thasima selbst hat keine direkten dänischen Wurzeln, aber ihre Großtante ist Dänin und ihre Mutter war auf einer dänischen Schule. Und so kam sie mit hygge früh in Kontakt – und erzieht ihre beiden Kinder ebenfalls in dieser Tradition. Die besuchen den dänischen Kindergarten und die dänische Schule.
Das Miteinander zählt
Thasima hat aber mehr als ein Faible für die dänische Minderheit übrig: Sie ist 1. Vorsitzende des dänischen Turn- und Sportverein Bredstedt. Etwa 200 Mitglieder verschiedener Altersgruppen sporteln in vier Sparten: Turnen, Tischtennis, Badminton und Fußball.
Auf ihrem Chefposten landete Thasima eher zufällig. Als die Trainer ihrer beiden Kinder altersbedingt ausschieden und sich keine Nachfolger fanden, sprangen Thasima und ihr Mann ein und sagten sich: „Dann machen wir das, bevor es das Kinderturnen gar nicht mehr gibt.“ Seither werfen sich die beiden montags für die Drei- bis Sechsjährigen ins Zeug. Die Trainings finden in der Halle der dänischen Schule in Bredstedt statt.
„Die Nachfrage ist groß, den Eltern gefällt das Konzept. Sie sind nah dran und werden eingebunden. Das ist nicht wie in anderen Vereinen, wo man seine Kinder an der Tür abgibt und keine Ahnung hat, was in der Stunde passiert“, sagt Thasima. Eltern sollen ein gutes Gefühl haben, wenn sie ihre Kinder dem Verein anvertrauen. Letztlich geht es darum, dass alle eine gute Beziehung zueinander haben. Auch das bedeutet hygge.
Die Rahmenbedingungen seien optimal. Im Verein gebe es keine bürokratischen Hierarchien. Jeder, der etwas beitragen möchte, sei willkommen. Zudem sind die Mitgliedsbeiträge unschlagbar günstig. „Für eine Familie beträgt der Jahresbeitrag nur 40 Euro“, sagt Thasima.
Spaß und Spiel stehen im Vordergrund, nicht Leistung und Wettbewerb. „Das ist nicht wie im deutschen Fußballverein, wo die Eltern jedes Wochenende unterwegs sein müssen.“ Das heißt natürlich nicht, dass hier keine Tore geschossen werden. Und auf Wunsch nehmen die Mannschaften auch an Turnieren teil.
Obwohl der Verein dänisch ist, steht er allen offen und soll nicht nur für die Minderheit zugänglich sein, betont Thasima. Man spricht eine Mischung aus Dänisch und Deutsch, und um sicherzustellen, dass alle alles verstehen, wird stets auf Deutsch nachgehakt.
Aufmerksamkeit für einen kleinen, feinen Verein
Und natürlich wird auch gefeiert. Jedes Jahr im Sommer steigt das Jahresfest der dänischen Minderheit. „Im letzten Jahr sind wir mit Trommeln und Trompeten durch Bredstedt gezogen“, sagt Thasima.
Doch das Werben mit Trommeln und Trompeten reichen der 1. Vorsitzenden nicht. Gerade entsteht eine neue Webseite, die noch mehr Sportbegeisterte anlocken soll. Und damit die Zusammenarbeit intern noch besser wird, sollen vor allem die Jüngeren stärker eingebunden und in den Vorstand gelockt werden. „Wir hauchen dem Verein neues Leben ein.“