Was wir jetzt brauchen

Was wir jetzt brauchen

DAS GP JOULE-MAGAZIN NR. 16 / APRIL 2025

In den vergangenen Jahren hat die Energiewende große Fortschritte gemacht. Doch dieser Erfolg ist zerbrechlich. Heinrich Gärtner, Mitgründer und CTO von GP JOULE, hält fest, worauf es jetzt ankommt.

Erneuerbare Energien stellen heute die tragende Säule der deutschen Stromerzeugung dar. Doch zuletzt brachten widersprüchliche Entscheidungen diesen Aufschwung ins Stocken. Das Hin und Her kostet Vertrauen, Zeit und Geld und schafft Verunsicherung. Die neue Bundesregierung muss deshalb einen verlässlichen Rahmen schaffen. Klimaschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben des Staats.

Um in den Klimaschutz investieren zu können, benötigen Unternehmen und Kommunen zuverlässige Strukturen und klare Ausbaupfade. Weder Unternehmen noch Kommunen werden Entscheidungen treffen, wenn sie nicht wissen, was auf sie zukommt.

Chancen der Energiewende nutzen

Die Energiewende bietet enorme wirtschaftliche Chancen. Energieverbrauchern-Industriebetrieben genauso wie kleinen und mittelständischen Betrieben – muss ermöglicht werden, dieses Potenzial auszuschöpfen. Dazu gehört neben dem Ausbau der Erneuerbaren vor Ort auch die günstige lokale Vermarktung. Dies kann über reduzierte Netzentgelte und regionale Preiskomponenten beim Strompreis erfolgen.

Zum Umstieg auf erneuerbare Energien und zum Ausstieg aus einer klimaverändernden CO2-behafteten Wirtschaft benötigen wir klare Signale über einen steilen und fest verankerten Preispfad für CO2. Die Unternehmen können und werden sich darauf einstellen.

Netzausbau und Förderung regionaler Projekte

Die Kombination von dezentraler Erzeugung und Nutzung ist der Kern einer sicheren Energieversorgung. Sie reduziert den Netzausbau und senkt die Systemkosten. Neben dem beschlossenen Ausbau des Übertragungsnetzes ist der Ausbau eines auf Dezentralität ausgelegten Verteilnetzes essenziell, um die Energiewende günstig und schnell umzusetzen. Zugleich fördern regionale Energieprojekte die Wertschöpfung vor Ort, schaffen Arbeitsplätze und stärken strukturschwache ländliche Regionen.

Heinrich Gärtner

Heinrich Gärtner ist Chief Technology Officer (CTO) der GP JOULE Gruppe, mit Schwerpunkten auf Forschung & Entwicklung sowie Internationalisierung. Als Diplom Agraringenieur betreibt er seinen landwirtschaftlichen Betrieb in Buttenwiesen im Kreis Dillingen a.d. Donau. Dort liegt – neben dem nordfriesischen Reußenköge – der zweite große Firmenstandort von GP JOULE. Heinrich Gärtner ist in verschiedenen Verbänden tätig, unter anderem als Mitglied des Präsidiums im BVES Bundesverband Energiespeicher.

Flexibilisierung ist entscheidend, um auf die variable Erzeugung von Wind- und Solarstrom zu reagieren. Wer systemdienliche Flexibilität – über Speicher, Elektrolyse oder Wärmepumpen – anbietet, muss honoriert werden. Wichtig dafür: Effizienz und Digitalisierung der Netze sowie Integration der Speicher. So kann auf die variierende Stromerzeugung reagiert werden. Entscheidender Baustein dafür ist die verursachergerechte Gestaltung der Netzentgelte, die Anreize für klimafreundliche Energieerzeugung und systemdienliche Flexibilität setzt.

Speicher und Sektorenkopplung ermöglichen uns, das Energiesystem ganz auf Erneuerbar umzustellen. Dabei ist eine systemdienliche Standortwahl und der Betrieb von Anlagen wie Elektrolyseuren, Großwärmepumpen und Batteriespeichern anzureizen.

Verlässliche Investitionsanreize und -sicherheit

Da Kapitalkosten häufig den größten Einfluss auf die Umsetzbarkeit von Erneuerbare- Energien-Projekten haben, kann mit einem günstigen Zinsniveau ein großer Hebel genutzt werden. Ähnlich den schon bestehenden Förderkrediten der KfW sollten Anreize für Investitionen über einen „Transformationszins“ als zinsverbilligter Kredit über 20 Jahre gesetzt und damit die Wettbewerbsfähigkeit signifikant erhöht werden.

Hier, in der EU und vielen weiteren Ländern wurden in den letzten Jahren wichtige Weichen für ein zukunftsfähiges Energiesystem gestellt. Unternehmen, Kommunen und Bürgerinnen und Bürger haben sich auf den Weg gemacht in eine nachhaltige Zukunft. Sie alle – wir alle – brauchen jetzt die richtigen Weichenstellungen und Verlässlichkeit.