Mit Herz und Sachverstand

Mit Herz und Sachverstand

DAS GP JOULE-MAGAZIN NR. 14 / JUNI 2023

Zwischen Datenschutz, Gießkanne und Ausschusssitzung ist für Martina Achzet immer noch Platz für eine ordentliche Portion Gestaltungswille.

Es ist mal wieder spät geworden. Lange haben sie gesprochen, beraten, diskutiert. Und dann hat sich langsam der eine oder andere Standpunkt verschoben. Ein wenig, vielleicht nur millimeterweise – aber immerhin. Der Moment, wenn Menschen beginnen, über den Tellerrand zu blicken, ist ein ganz besonderer. Ihre Mitmenschen dorthin zu bringen, ist für Martina Achzet zugleich Motivation und Anspruch. „Wenn jeder vor allem seine eigenen Interessen vorbringen will, dann braucht es auch mal die Stimme der Vernunft. Und das bin dann eben ich“, sagt die promovierte Juristin.

Martina sitzt für die CSU im Gemeinderat ihres Heimatortes. Vormittags betreut sie bei GP JOULE THINK alle rechtlichen Fragenstellungen und Themen wie Datenschutz und Compliance. Die Mutter von drei Kindern im Grundschulalter ist zudem Mitglied der Frauenunion. Und weil Leidenschaft und Hingabe damit noch nicht erschöpft sind, ist sie auch Kassenwartin eines gemeinnützigen Vereins, der samenfeste Obst- und Gemüsesorten erhält.

Da kommt schon mal der Verdacht auf, Martina könne nie stillsitzen. „Mein Mann sagt das manchmal. Stimmt aber nicht.“ Dabei geht es ihr auch darum zu gestalten. Martina ist im Finanzausschuss der Gemeinde. „Da geht es bisweilen um Millionenbeträge. Das sind wichtige Entscheidungen.“ Und auch wenn die Abende dann mal wieder lang werden – ihres Amtes wird sie dennoch nicht müde. „Zu Hause hocken und meckern – das geht nicht. Wenn ich etwas bewegen will, muss ich auch was dafür tun.“ Dafür sei Kommunalpolitik sehr gut geeignet. „Man kann das nicht mit Landes- oder Bundespolitik vergleichen. Hier bringe ich auch eine Perspektive rein, die sonst übersehen werden würde.“ Die der berufstägigen Eltern zum Beispiel.

So drehen sich die Abende bei Martina oft um (lokal)politische Themen. Am Wochenende geht es dann in den Garten: entweder mit Kind und Kegel in den 800-m2-Nutzgarten des Vaters, der viele helfende Hände gebrauchen kann, oder in „Die alte Gärtnerei“. Der Verein setzt sich für naturnahe Nutzgärten ein. Dort vermehrt und erhält Martina mit Gleichgesinnten alte Obst- und Gemüsesorten. Der Name passt: „Unsere Vereinsgründerin und -gründer haben tatsächlich eine alte Gärtnerei erworben. In den Gewächshäusern ziehen wir die Pflanzen vor und im Gewölbe darunter können wir die Samen wunderbar dunkel und trocken lagern.“

Zu Beginn der Gartensaison sitzen sie dann zusammen und vereinzeln die Sprösslinge – pikieren heißt das – alles in Handarbeit. Die Pflanzen wachsen noch ein wenig und werden später auf dem eigenen Frühjahrsmarkt verkauft. Um die 5.000 Stück sind es dann und die Nachfrage ist groß. „Es bleibt nichts übrig“, berichtet Martina nicht ohne Stolz. „Erhalterinnen und Erhalter“ nehmen sich einer Sorte an und gewinnen daraus neue Samen für das nächste Jahr – für die Zukunft. Vorträge, Aktionstage und der Austausch bei spontanen Stammtischen erfüllen das Vereinsleben das ganze Jahr hindurch.

Etwas wachsen und gedeihen sehen, Gutes erhalten, Neues voranbringen – das sind die Drehmomente in Martinas Leben. Man hat den Eindruck, ihr Tag habe mehr als 24 Stunden. Jetzt mal ehrlich, kannst du wirklich stillsitzen, Martina? „Na klar kann ich das! So eine halbe Stunde.“ Dann reicht es aber auch wieder.