Ordentlich Energie auf die Straße!
DAS GP JOULE-MAGAZIN NR. 14 / JUNI 2023
Mit seinem Radrennteam drückt Sören Sönksen tüchtig aufs Tempo und lässt die Weiten Nordfrieslands hinter sich für ein Rennen quer durch die USA.
Tagsüber kümmert sich Sören Sönksen um die kaufmännische Betriebsführung der Landwirtschaft und der Biogasanlage am Standort Reußenköge. Schreibtischarbeit. Doch nach Feierabend bricht sich sein Bewegungsdrang Bahn. Seine große Leidenschaft: der Radsport. Rund zehn Stunden pro Woche sitzt er auf dem Rad.
Den bisher größten Erfolg erzielten Sören und seine Teamkollegen vom SV Enge-Sande 2022 beim „Race across Europe“. Nun starten sie im Ultracycling auf der ganz großen Bühne: beim „Race across America“ (RAAM). Vor der Mannschaft liegen 5.000 Kilometer Rennstrecke, 50.000 Höhenmeter und – bis im Juni 2024 das Startsignal ertönt – noch jede Menge Planung und Training.
Der Plan, mit dem die acht Rennfahrer die Strecke in Bestzeit bewältigen wollen, klingt zunächst ganz simpel: Das Team fährt einfach rund um die Uhr. Doch dahinter steckt ein ausgeklügeltes System. Immer vier Radfahrer sind aktiv im Rennen und wechseln sich ab. Ein Radler gibt 15 Minuten lang alles. Das Begleitfahrzeug mit den drei Teampartnern fährt voraus bis zum Wechselpunkt. Dort wechselt der nächste auf sein Rad und übernimmt in voller Fahrt den elektronischen Tracker – den Staffelstab quasi. Der erste Fahrer samt Rad wird eingeladen, der aktive Radfahrer wieder überholt und der nächste Wechsel vorbereitet. So geht das zwölf Stunden lang.
Auf dieses andauernde Auf und Ab von Auspowern und Ausruhen, Höchstleistung und konzentrierter Entspannung, folgt eine Rennpause im mitfahrenden Wohnmobil. Von Komfort auch hier keine Spur. Alle menschlichen Bedürfnisse müssen en passant erfüllt werden, um das Rennteam rechtzeitig und bestmöglich regeneriert wieder abzulösen. „Das ist tatsächlich eine Herausforderung, denn das Rennteam kann bis zu 500 Kilometer in 12 Stunden absolvieren“, weiß Sören aus Erfahrung.
Im Rennfahrzeug, das bis auf die fliegenden Wechsel fünf Tage durchgehend fährt, muss neben drei Renn- und zwei Autofahrern alles Benötigte von Anfang an mitreisen. Die größte Herausforderung: die Energiereserven zwischen den Sprints möglichst schnell wieder aufzufüllen. „Im Rennfahrzeug darf die Ernährung nur wenig Platz brauchen und muss gleichzeitig möglichst viel Energie liefern. Das heißt Wasser, Cola und kohlenhydratreiche Gels“, erklärt Sören. Im Wohnmobil gibt es immerhin Zahnbürste und Wechselkleidung für fünf Renntage. „Dort musst du alles essen, was dir guttut. Je mehr du rein bekommst, desto länger hält der Energiespeicher in der nächsten Schicht.“ Sören und seine Jungs wollen die schnellste deutsche Achter-Staffelmannschaft seit dem ersten Rennen 1982 werden. Das zweite Ziel ist, Spendengelder zu sammeln. Sie sind für das Schwimmmobil der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) bestimmt. Es wird eingesetzt, um Kindern das sichere Schwimmen beizubringen. Jahrelang musste der Schwimmunterricht ausfallen – erst wegen Corona und dann wegen hoher Energiepreise. „Von dem Ausfall waren vor allem Schwimmanfänger betroffen. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, Schwimmen wieder sicherer zu machen“, so Sören, selbst Vater von zwei Kindern. Sponsoren können deshalb auf der einen Seite das Team bei seinen sportlichen Plänen unterstützen, genauso werden aber auch Spenden für den guten Zweck gesammelt. „Wir haben diese beiden Bereiche voneinander getrennt, weil wir sicherstellen wollen, dass auf jeden Fall Geld für das Schwimmmobil zusammenkommt“, erklärt Sören. 2022 war so eine Spende von 5.000 Euro zusammengekommen.
Das RAAM gilt als das härteste Radrennen der Welt. Das heißt: „Viele Emotionen, wir motivieren uns gegenseitig, treiben uns ganz weit aus der Komfortzone.“ Klingt übel. Doch Sören lacht: „Das wird legendär!“
Infos zu Spendenmöglichkeiten unter sve-ultracycling.de